Die Zeit ist eine grosse Lehrerin.
Schade nur, dass sie ihre Schüler umbringt.
Das neue Jahr beginnt, wie das alte endete. Bahnkunden genießen das Leben in vollen Zügen. Obwohl einige Züge so voll sind, dass weitere Passagiere gar nicht mehr hineinpassen.
Was wird uns noch erwarten in diesem Jahr? Es ist offiziell das Europäische Jahr der Freiwilligentätigkeit. Passend dazu wird die Wehrpflicht ausgesetzt und die Bundeswehr in eine Freiwilligenarmee umgewandelt.
Die Tschernobylkatastrophe jährt sich zum 25. Mal. Passend dazu hat die Bundesregierung schon im letzten Herbst die Laufzeiten der deutschen Meiler verlängert.
Fußballweltmeisterinnenschaft, Hochzeit im britischen Königshaus, Volkszählung in der EU und vieles mehr - wir dürfen gespannt sein.
Die Welt wird Zeuge eines bedeutenden Momentes: Nach langen Protesten gegen seine Herrschaft tritt der tunesische Präsidenten Ben Ali zurück. In seiner Tragweite ist dieses Ereignis kaum einzuschätzen.
Zum einen beweist es die Macht des Internets und seine große Bedeutung für die gesellschaftliche Entwicklung. Denn trotz massiver Repressalien gelang es der Opposition mittels Internet die Proteste zu organisieren und zu koordinieren. Die eigentliche Macht liegt bei den Menschen, aber mit dem Internet haben sie ein Instrument, dass Hilfsmittel und Gefahr zugleich sein kann. Das Ausmaß dieser Möglichkeiten entzieht sich jeder Einschätzung.
Zum anderen hat sich hier die islamische Gesellschaft Tunesiens für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte entschieden und friedlich gegen die Unterdrückung gewehrt. In vielen islamischen Staaten folgen die Menschen diesem Vorbild. Die westliche Welt hat diese Werte stets gepredigt, aber gleichzeitig an Waffengeschäften mit Despoten Geld verdient. So zeigte sich, was diese Werte in der westlichen Welt wirklich gelten. Die Araber erringen sich diese Werte selbst und dafür haben sie Hochachtung und Respekt verdient.
Auch die Folgen dieses Verdienstes sind nicht einzuschätzen, denn diese Revolution kann die Entwicklung der islamischen Gesellschaft grundlegend beeinflussen. Radikalen Islamisten wird das gar nicht gefallen. Zwar waren auch sie oft in der Opposition und standen gegen die weltliche Herrschaft, doch nicht für Freiheit. Sie streben nach einem anderen repressiven System und sehen nun ihre Felle schwimmen.
Vielleicht wird man erst in vielen hundert Jahren ansatzweise erahnen, wie bedeutend dieser Moment ist. Dafür ist es entscheidend, ob die Entwicklung mit Leidenschaft und Ehre weitergetrieben wird oder ob neue Despoten die alte Unterdrückung reistallieren.
Nach einem ungewöhnlich starkem Erdbeeben überflutete ein Tsunami die Ostküste Japans. Weit über 10.000 Menschen starben, Millionen wurden obdachlos und das Atomkraftwerk in Fukushima II havarierte.
Fast 25 Jahre nach Tschernobyl (26. April 1986) zeigt sich erneut, dass die Kernkraft gefährlich und durch den Menschen nicht beherrschbar ist. Bei jeder Technik kann es zu Unfällen kommen. Doch durch die geballte Kraft und die Langlebigkeit der Strahlung ist es unverantwortlich, weiterhin an Atomkraft festzuhalten. Die Folgen bei einer Störung sind einfach zu schwerwiegend und wie sich zeigte, lassen sich Störungen niemals ausschließen.
Die Zeugen Jehovas erwarten wieder einmal den Weltuntergang. Tatsächlich leben wir in bewegten Zeiten. Gewaltige Erdbeben am 11.03. in Japan und am 22.02. in Christchurch (Neuseeland), Unruhen im ganzen arabischen Raum, der Benzinpreis steigt und in Griechenland geht das Geld aus. Die Auswahl an Nachrichten, mit denen die Medien uns in Sorge halten können ist unermesslich.
Doch solche Ereignisse hat es schon immer gegeben. Da es kaum noch einen unbesiedelten Platz auf der Erde gibt, sind auch stets Menschen betroffen, wenn die Natur ihre zerstörerische Macht zeigt und der Kampf um Macht und Ressourcen wird mit Waffen oder mit Geldern auf der ganzen Welt geführt. Durch moderne Kommunikation erfahren wir schnell und umfassend vom täglichen Leid.
Die nächsten wichtigen Weltuntergangstermine sind 2012, 2060 und 2076.
Eine Diät ist, wenn man seine ungesunde Überernährung gegen eine ungesunde Mangelernährung eintauscht und hofft, davon gesund zu werden. Der Grundirrtum dabei ist, Nahrung sei gesund oder ungesund.
Einigen Lebensmitteln werden sogar gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben. Äpfel sind voller Vitamine, Tomaten beinhalten Antioxidantien, Nüsse haben ungesättigten Fettsäuren - die Aufzählung kann man endlos weiterführen. Eine Heilserwartung ist dennoch unangebracht, denn Lebensmittel sind Nahrung und nicht Medizin.
Wer sich tatsächlich richtig ernähren möchte, sollte zuerst aufhören, Nahrung zu instrumentalisieren. Wer sie als Heilmittel, Trostspender oder ideologische Aussage versteht, hat schon eine falsche Beziehung zur Nahrung und steht einer Ausgewogenheit damit selbst im Weg.
Manch ein Darm wäre gern ein Star. Aber wenn ihm der Durchbruch gelingt, muss er hinaus in die große, weite Welt. Dann muss man die Ernährung ganz einstellen, nicht einmal trinken ist erlaubt. Es ist ein langwieriger Prozess, bis der Körper sich an diese Umstellung angepasst hat.
Katzen gehören zur Ordnung der Raubtiere und bilden eine große Artenfamilie, die weltweit verbreitet ist. In Form der Hauskatze begleiten sie die Menschheit seit Jahrtausenden, werden in vielen Kulturen verehrt oder mit süß-saurer Soße gereicht.
Ständig ist unsere Sprache dem Zeitgeist, dem Einfluss fremder Sprachen und der allgemeinen gesellschaftlichen Verrohung ausgesetzt. Dabei wird sie teilweise verunstaltet, teilweise aber auch ganz zerstört. Das hat durchaus Vorteile, sonst würden wir noch immer so geschwollen quatschen wie in alten Filmen und Büchern.
Doch die Werbebranche übertreibt die Bemühungen, sich sprachlich vom Alten abzuheben. Der überbordende Missbrauch vor allem englischer Worte entstellt gleich beide Sprachen bis zur Lächerlichkeit.
Sprache ist wie ein alter, über Jahrhunderte gewachsener Wald und stets im Wandel. Einige Pflanzen werden groß, andere vergehen, Arten kommen dazu oder verschwinden. Doch keiner würde einen alten Wald den zugekoksten Werbefuzzis überlassen, die jede Geschmacklosigkeit zu überbieten wissen. Deshalb sollten wir das auch nicht mit unserer Sprache machen.
Nicht nur die Sprache, auch die Kultur ist einem steten Wandel ausgesetzt. In den letzten Jahren verbeitete sich die amerikanische Sitte, am 31. Oktober kleine Kinder in der Nachbarschaft nach Süßkeiten betteln zu lassen.
Früher war das noch am 10. November und hieß “Bettelabend” oder “Martinsabend”. Die Kinder mussten damals noch ohne Verkleidung hinaus und oft sogar singen, um sich Süßigkeiten zu erbetteln. In diesem Fall stellt die Entwicklung einen echten Fortschritt dar. Zumal am 11. November die Karnevalssaison beginnt und die Gefahr bestand, dass man den Kindern Rausch die kleinen Schnapsflaschen mitgibt und statt dessen die Schokoriegel mit den Rasierklingen drin selbst frisst.
Der Weltmännertag fällt in diesem Jahr auf einen Donnerstag. Wer also zu Christi Himmelfahrt verpasst hat die Herrentagstraditionen zu pflegen, kann dies heute nachholen.
Doch kaum hat man das erste Bier getrunken, wird es schon wieder dunkel. Die Fahrradtour geht nicht ins Grüne, sondern in den Herbstmatsch und spätestens, wenn man volltrunken auf einem Kinderspielplatz übernachtet und dabei halb erfriert, stellt man fest, dass der 03. November für solche Traditionen denkbar ungeeignet ist.
Höchste Zeit neue Traditionen zu finden, um den Weltmännertag im nächsten Jahr anständig zu feiern.
In diesem Jahr sei auf einen besonderen Todestag hingewiesen: In genau einer Woche, am 27. November ist der 1500. Todestag des fränkischen Königs Chlodwig I. Mit Gewalt und Machtstreben formte er aus Trümmern des Römischen Imperiums ein neues Königreich und führte die Franken in das Mittelalter. Er brach mit dem alten fränkischen Recht und mit dem Glauben seiner Ahnen. Mit seiner Konversion zum römischen Katholizismus legte er in vielerlei Hinsicht den Grundstein für das sogenannte christliche Abendland.
Nun ist er schon 1500 Jahre tot und die Folgen seines Lebens lassen sich kaum ermessen.
Regelmäßig fordern die Weltverbesserer „Brot statt Böller”, wenn es zu Silvester darum geht, für einen kindischen Spaß viele Millionen Euro zu verschwenden.
Doch wie wäre es statt dessen mal mit „Brot statt Packpapier”? Anstatt die Geschenke zu verpacken, kann man ja mal den Kindern die Augen verbinden. So eine Augenbinde ist praktisch, preiswert und wiederverwendbar. Und man spart nicht nur das Geld für mehrere Quadratkilometer Geschenkpapier, sondern auch viele Kilometer Geschenkband und Klebefolie. Das kommt nicht nur dem Geldbeutel zugute, sondern auch der Umwelt.
Und zu Silvester können wir dann sorgenfrei rumböllern, denn unsere gute Tat fürs Jahr haben wir dann ja schon zu Weihnachten erledigt. In diesem Sinne:
Kosmisch gesehen ist dieser Moment so beliebig wie jeder andere auch. Und trotzdem neigen die Menschen dazu, willkürliche Termine zu setzen und sich dann deswegen verrückt zu machen. Beim Ende des Gregorianischen Kalenders geht das ja noch, da weiß jeder, dass man einen Kalender fürs nächste Jahr kauft und alles seinen gewohnten Gang weitergeht.
Aber im nächsten Jahr endet die Kalenderzählung der Maya. Und schon erwarten viele Menschen das Ende der Welt - mit weniger gibt man sich heutzutage nicht mehr zufrieden. Schließlich weiß auch niemand, wo man einen neuen Mayakalender bekommt, geschweige denn, wie man ihn aufhängt.
Also feiern wir heute noch mal ordentlich Silvester, da weiß wenigstens jeder, wie man das macht.
| das Jahr 2010 | Übersicht | das Jahr 2012 |