Die Zeit ist eine grosse Lehrerin.
Schade nur, dass sie ihre Schüler umbringt.
Und wieder liegt ein neues Jahr vor uns unbefleckt wie ein weißes Blatt Papier. Doch schon sind die ersten Notizen festzuhalten. Pilz des Jahres ist die Puppenkernkeule, ein ungenießbarer Pilz der Schmetterlingspuppen tötet und in der Medizin Verwendung findet. Ob sich der Pilz über die Auszeichnung gefreut hat, ist unklar.
Ein bisschen wehmütig wird man schon, wenn man daran denkt, dass Ede schon bald nicht mehr in der Politik aktiv ist. Kaum vorstellbar, dass seine unbeholfenen Reden und Versprecher demnächst der Weltöffentlichkeit vorenthalten werden. Fast vergisst man dabei, dass nicht wenige sagten, sie würden auswandern, wenn der Kanzler wird. Aber es ist ja noch mal alles gut gegangen.
Weniger gute Nachrichten hingegen gibt es vom Wetter. Der Orkan Kyrill richtet große Schäden an, Stromausfälle zählen da noch zu den geringeren Übeln. Eine gute Gelegenheit für alle, ihre Katastrophensicherheit zu überprüfen. Den Prognosen zufolge kommen noch mehr Unwetter auf uns zu. Der Winter 2007 ist in Teilen Europas der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und der UN Klimabericht Anlass, sich schon mal Kerzen, Wasserrationen und haltbare Kekse und Konserven hinzustellen. Bis zum nächsten Unwetter.
Ein halbes Jahr nach der Fußball WM wird Deutschland doch noch Weltmeister im eigenen Land. Aber weil es nur Handball ist, bleibt die Euphorie übersichtlich und das Thema ist bald wieder vom Tisch. Handball ist nunmal nicht so kommerziell und populär in Deutschland.
Schon wieder eine Mondfinsternis, schon wieder alles bewölkt. Wenn das so weitergeht, ziehe ich auf einen Berg - über den Wolken. Die nächste ist am 28 August.
Auch in diesem Jahr geben die Medien Falschmeldungen zum besten, um Leser, Hörer und Zuschauer in den April zu schicken. Absurde Steuern werden angekündigt, Henry Maske verliert wieder den Titel, den er am Abend zuvor nach 10 Jahren Pause wieder erkämpft hat oder Deutschlands beliebtester Eisbär Knut wurde erschossen. Doch da uns tagtäglich die haarsträubensten Geschichten zugemutet werden, ist man doch geneigt, die Aprilscherze zunächst zu glauben. Nur schade, dass ab morgen die ganzen üblen Streiche nicht aufgelöst werden.
Die Holzhaufen sind geschichtet, der Ausschankwagen steht auch schon bereit, bald kann das Osterfeuer entzündet werden. Leider sind viele Osterfeuer nur missglücktge Volksfeste, mit Bier aus Plastebechern und Popmusik aus Lautsprechern. Von der archaischen Faszination dieses Spektakels bleibt nicht mehr als ein warmer Hintern in einer kalten Frühlingsnacht. Schade.
So ein G8-Gipfel muss eine wahnsinnig wichtige Sache sein, wenn man 92 Millionen Euro veranschlagt, um ihn abzuhalten. Warum nur protestieren so viele dagegen? Zugegeben, G8 ist nicht demokratisch zustande gekommen und grenzt die armen Schlucker aus, aber bei Country Clubs und Unternehmertreffen gilt das gleiche und da werden teilweise viel größere Geschäfte abgeschlossen. Ein G8 Treffen beschränkt sich ja meist auf Absichtserklärungen. Diese werden, wenn überhaupt, nur in die Tat umgesetzt, wenn es den Beteiligten genehm ist.
Was ist also dabei, dass ein paar Politiker für 92 Millionen Euro ein unverbindliches Treffen abhalten? Abgesehen davon, dass man mit dem Geld wirklich etwas sinnvolles anfangen könnte. Aber wenigstens sind mal ein paar Protestanten auf die Straße gegangen. Die jungen Leute kommen heutzutage ja nur noch selten an die frische Luft.
Singend geht die Welt zu Grunde. Künstler fliegen um den halben Erdball, um von uns zu fordern CO2 einzusparen. Die Leute fordern von den Politikern, dass sie ihnen verbieten die Umwelt zu verschmutzen. Vor allem die anderen Länder sollten mal gefälligst Energie sparen, oder?
Das Thema Umweltschutz ist ernst, aber unsere Gesellschaft scheint es als Pop-Erscheinung zu begreifen. Die Medien vermitteln Energiespartipps, die teilweise so unsinnig sind, dass man mehr Energie sparte, würde man Fernseher und Radio ausschalten und die Zeitung vom Vortag lesen. Die Industrie entdeckt Umweltschutz als Werbeargument. Aber trotzdem sind alle Bemühungen noch zu halbherzig. Man will sich den Spaß ja auch nicht nehmen lassen.
Angeblich verblich der King of Rock vor 30 Jahren. Verschwörungstheoretiker wissen es aber besser. Es scheint fast so, als wäre Elvis nach seinem Tod öfter gesehen worden als zuvor. Wirklich eingeweihte wissen jedoch, dass der Snooge Elvis entführt hat.
Noch Anfang August feierte sie ihren 65. Geburtstag, am 29. Oktober erlag die beliebte Schauspielerin in Hamburg einer schweren Krankheit.
1976 wurde sie deutschlandweit bekannt, als sie als Loriots Partnerin in zahlreichen Sketchen auftrat. In nur vier Jahren entstanden viele Sketche, die heute zu den Klassikern der deutschen Unterhaltung gehören. Einmalig war ihr ernster Blick, mit dem sie die komischsten Situationen überstand. Man bedenke nur, wie würdevoll sie als Ansagerin im Sketch "Inhaltsangabe" an den englischen Zungenbrechern der Serie scheitert.
1988 und 1991 spielte sie dann erneut mit Loriot zusammen in dessen Filmen Ödipussi und Pappa ante Portas. In den Achtziger und Neunziger Jahren trat sie vor allem in erfolgreichen Serien auf.
Eigentlich war der Mauerfall ein längerer Prozess, der schon Monate vorher Schritt für Schritt eingeleitet wurde und bis heute nicht abgeschlossen ist. In vielen Köpfen leben Vorurteile und Argwohn weiter. Dabei sind die meisten Vorurteile erst nach der Wende entstanden: Ossis sind faul und jammern nur rum, Wessis sind falsch und prahlen gern. Die Euphorie ist lange verschwunden, geblieben sind der Solidaritätsbeitrag und zahlreiche Ungleichheiten.
So haben ostdeutsche Arbeitnehmer immer noch geringere Löhne, die "neuen Bundesländer" erhalten immer noch zusätzliche Aufbauförderungen und es gibt immer noch Westdeutsche, die glauben, alle Ossis würden sächsisch sprechen. Wie lange wird es wohl dauern, bis Deutschland wieder vereint ist? Oder sind wir schon wieder vereint und suchen nur noch nach dem Haar in der Suppe? Vielleicht sind ja auch die Erwartungen zu hoch, denn einheitlich war dieses Land nie. Die Unterschiede zwischen Nord- und Süddeutschland bestanden teilweise schon vor dem Mittelalter. Und dass Sachsen und Schwaben die gleiche Sprache sprechen, war schon vor dem Mauerbau utopisch, wie könnte man erwarten, dass es nach dem Mauerfall anders ist?
Auch wenn das Noxerium seit einem Jahr sehr ruhig geworden ist, ist es noch nicht tot. Ich bitte, die Beileidsbekundungen fürs erste zurück zu nehmen. Wenn die Zeit es zulässt, wird es hier auch wieder mehr Leben geben.
Nach langen Jahren wird heute das Gästebuch des Noxeriums geschlossen. Gästebücher sind aus der Mode, heute bloged man oder setzt jeden auf seine Freundesliste der Internetcommunitys. Die letzten Gästebücher des Webs bleiben Spambots vorbehalten, die Werbung für Pornoseiten eintragen. Nein Danke, die kenne ich alle schon.
Eigentlich wirkt der Name merkwürdig in einer Welt, in der scheinbar nichts mehr heilig ist. Wieder mal wurde Weihnachten in der Adventszeit verramscht. Obwohl keiner Geld hat, rannten die Konsumenten wie dressierte Tierchen in die Innenstädte und verstopften die Einkaufsgebiete. Die Menschen wurden gründlich konditioniert einzukaufen, wenn der Einzelhandel die Weihnachtsglocken läutet. Wäre es doch nur so einfach, den Menschen anständiges Benehmen, Rücksichtnahme und Nächstenliebe einzutrichtern.
Vielleicht sollten wir uns wenigstens heute mal auch auf solche Werte zu besinnen.
Für eine Zusammenfassung des Jahres bleibt grad keine Zeit, das nächste fängt gleich an. Also rasch die Raketen starten und dann mit Turbogeschwindigkeit in die Zukunft.
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