|
Vorwort des Grafen
Als ich Burg Obscure erbauen ließ, fanden Leibeigene in den tiefen Höhlen des Berges Schriftrollen. Geschrieben wurden sie wahrscheinlich kurz nach der ersten Jahrtausendwende von einem Unbekannten. Die Fibel der Finsternis ist die Übersetzung dieser Schriftrollen. Die Übersetzungsarbeiten sind noch nicht ganz abgeschlossen, der folgende Text ist also ein vorläufiges Ergebnis.
Diese Verse sind Gedanken aus der Stille. Keine Religion soll beschämt, kein Glaube gewertet und keinem Gott oder Geist gelästert werden. Doch Gedanken, die offensichtlich scheinen, muss man sprechen dürfen. Fragen, auf die noch keine endgültigen Antworten gefunden, muss man stellen können. Die Fibel ist nicht der Weisheit letzter Schluss sondern eine offene Frage an die Welt.
Graf Morda
- Hier steht geschrieben von der Macht
der Schatten und vom Reich der Nacht.
- Dies Reich wird sein in ferner Zeit
und wird bestehn' in Ewigkeit.
Der Beginn
- Da lag die große Welt vor mir
voll Wolllust, Eitelkeit und Gier.
- Sündig leben wollt auch ich,
man ließ mich aber leider nicht.
- Also ging ich traurig fort
und kam an diesen stillen Ort.
- Nichts war an dieser öden Stätte,
das mich vorm Wahn gerettet hätte.
- All den weltlichen Genüssen
hatte ich entsagen müssen.
- Denn ein Paket mit reichlich Essen
hatte ich daheim vergessen.
- Ich war ganz alleine hier,
nur meine Stimme sprach zu mir.
- An fünfundzwanzig langen Tagen
hab ich die Einsamkeit ertragen.
- Fünfundzwanzig Nächte hatten
mich gebannt in ihren Schatten.
- Als große Müdigkeit mich traf
übermannte mich der Schlaf.
- Als der Schlaf mich eingenommen
vier Geister sind zu mir gekommen.
- Der Erste legte offenbar
alles was gewesen war.
- Der Zweite gab mir Wissen kund
was alles ist zu dieser Stund.
- Der Dritte kam um mir zu sagen,
was kommen wird in fernen Tagen.
- Ein Vierter kam zuallerletzt
und hat seicht mit mir geschwätzt,
- weil alle Themen die es gab,
ich schon zuvor erfahren hab.
Die Tage vor dem Gestern
- Vor Beginn von Raum und Zeit
war das Chaos weit und breit.
- Ein Gedanke ohne Wille,
Dunkelheit und kalte Stille.
- Aus dieser Masse wuchs die Kraft,
des Gottes, der sich selbst erschafft.
- Er musste jedes Ding benennen,
um das Chaos aufzutrennen.
- Durch seinen Willen wurden Zeit
und Raum zum Teil Wirklichkeit.
- Nach vielen Tagen war's vollbracht
die Welt bestand und Tag und Nacht.
- Obwohl die Dunkelheit es war,
die aus dem Nichts das Licht gebar,
- überlebt die Dunkelheit
nicht ohne Licht die Ewigkeit.
- Denn ohne Unterschied zum Licht
scheidet sich das Dunkle nicht.
- Doch um die Dinge zu benennen
muss man sie vom Ganzen trennen.
- Aus Luft und Wasser und aus Land
die große Erde einst entstand.
- Im Nass entwickelte sich Leben
um sich vom Wasser zu erheben.
- So ward die Welt ein großer Garten
mit ungezählten Lebensarten.
- Leben wuchs und ging danieder,
und entstand aufs Neue wieder.
- Keine Bosheit war dabei,
die Welt war ganz von Sünden frei.
- Es gab nur die Emotionen,
Liebe, Angst und Aggressionen.
- Auf der Welt war alles Leben
diesen Trieben nur ergeben.
- Der erste Mensch aus dieser Zeit,
hat sich von diesem Zwang befreit.
- Er machte sich sein Tun bewusst,
und folgte nicht nur seiner Lust.
- Er entdeckte den Verstand
und hat für sich die Welt benannt.
- Er schied die Welt nach falsch und recht
und somit schuf er gut und schlecht.
- So wie den Schatten und das Licht
gibt's gutes ohne böses nicht.
- Nur jenes, was man wissend tut,
scheidet sich nach schlecht und gut.
- Die Gefühle bleiben rein,
wie immer sie geartet sein.
Zwischen Gestern und Morgen
- Sieh die Menschen und ihr Streben:
die Suche nach dem Sinn im Leben.
- Dort wo das Wissen nicht mehr reicht,
macht Glaube eine Antwort leicht.
- Ein Mensch der glaubt, nimmt etwas an,
was er nicht beweisen kann,
- ist nicht mehr hin und her gerissen
zwischen zweifeln oder wissen.
- Wer sich von Zweifeln hat befreit,
ist stark in der Entschlossenheit.
- Der Glaube gibt den Menschen Kraft,
wie es der stärkste Gott nicht schafft.
- Er zeigt die Bahnen für ihr Leben,
kann ihnen Mut und Hoffnung geben.
- Doch er kann die Menschen blenden
und lässt sich gegen sie verwenden.
- All den Priestern und den Lehren,
die nur die eignen Worte ehren
- und fremden Geist mit Hass bedenken,
darf man keinen Glauben schenken.
- Kein Mensch kann alle Wahrheit sehen.
Zu groß die Welt sie zu verstehen.
- Wer Wahrheit nur sein Eigen nennt,
beweist, dass er die Welt nicht kennt.
- Kein Wort, das jemals ward geschrieben,
ist ohne Widerspruch geblieben.
- Wer das versteht, hat mehr erfasst,
als der, der fremdes Wissen hasst.
- Sieh die vielen Tempel stehen,
zu welchem Priester wirst du gehen?
- Weil sie einander sich beneiden
musst du für einen dich entscheiden.
- Die drei Söhne des Propheten
töten lieber, statt zu beten.
- Sieh nur, wie sie ihre Lehren
mit Eisen und Gewalt vermehren.
- Der eine Gott, der Herr der Welt,
sieht wie die Welt ins Feuer fällt.
- Das Feuer, das in Dornen brannte,
als der Prophet den Gott erkannte,
- brennt nun für Geld und Macht auf Erden,
damit aus Priestern Herren werden.
- Es scheint lang vergessen worden
das Gebot: Du sollst nicht morden.
- Sieh die Götter alter Zeiten,
die um die Macht im Himmel streiten.
- Der Göttervater ist ihr Herr,
doch entmachtet wurde er.
- Die Macht der alten Götter fiel
als Pfand in ihrem Ränkespiel.
- Nun müssen ihre Tempel weichen.
Wie weit kann ihre Macht noch reichen?
- Auch die Götter aus dem Norden
sind inzwischen schwach geworden.
- Ihre Bäume sind gefallen,
Dunkelheit in ihren Hallen.
- Einst haben Menschen sie verehrt,
die haben sich nun abgekehrt.
- Selbst die Geister ihrer Welten,
sieht man heute nur noch selten.
- Begleitet wird ihr Untergang
überall mit Glockenklang.
- Im fernen heißen Wüstensand,
war einst ein Sonnengott bekannt.
- Unter seiner Macht entstand,
das größte Werk von Menschenhand.
- Die große Macht, die er besessen,
ist inzwischen fast vergessen.
- Nur seiner Gräber reiche Pracht
zeugt heute noch von seiner Macht.
- Manch einer spricht zu bösen Mächten,
die stets gegen Gutes fechten.
- Er glaubt an ihre große Kraft
und dass sie all ihr Streben schafft.
- Doch eine Macht, die gar so groß,
strebt stets nach ihrem Nutzen bloß.
- Die Menschen glauben gern daran,
dass man die Macht beschwören kann.
- Jedoch die Macht, die man beschwört,
ist schwach, wenn sie auf Menschen hört.
- Ein wahrhaft mächtiger Dämon
verlangt für seine Dienste Lohn,
- den ein Mensch nur schwer entbehrt.
Kein Dienst ist solche Preise wert.
- Doch nicht jeder will sich beugen
und eines Gottes Macht bezeugen,
- denn nicht jeder glaubt daran,
dass es Götter geben kann.
- Manch Glaube ist von Göttern frei,
ohne Spuk und Zauberei.
- Doch zu welcher dieser Lehren
soll man sich zum Schluss bekehren?
- Manch einer ringt für alle Zeit,
findet nie die Sicherheit,
- kann nicht glauben, will es wissen,
fühlt sich hin und her gerissen.
- Er ist nicht fähig zu vertrauen,
will nicht auf falschen Glauben bauen.
- Wer an gar nichts glauben kann,
zweifelt auch sich selber an.
- All die Tempel und die Götter
kennen Gläubige und Spötter.
- Doch was der eine Sünde nennt,
ein anderer als Tugend kennt.
- Oh Götter, ihr alleine wisst,
welcher Weg der wahre ist.
- Doch jener Mensch ist letztlich gut,
der in im Leben gutes tut.
- Wer schlechtes tut, wird besser nicht,
wenn er danach die Psalme spricht.
- Erst seit der Mensch die Welt erkennt,
wird sie in gut und schlecht getrennt.
- Wer böses wirkt, der handelt schlecht,
wer gutes wirkt, der handelt recht.
- Man erkennt, ob schlecht ob gut,
an Folgen dessen, was man tut.
- Drum gilt es alles zu erfassen,
was folgt auf Tun und Unterlassen.
- Nicht nur der, der es verschuldet,
sondern auch, der Unrecht duldet,
- begünstigt Elend in der Welt,
weil er sich nicht recht verhält.
- Drum ist ein jener Mensch nur gut,
der auch wirklich gutes tut.
- Der gute Wille gar nichts zählt,
wenn es danach an Taten fehlt.
- Drum gilt es, gut zu überdenken,
wohin wir unser Leben lenken.
- Egal was immer auch man macht,
jede Folge sei bedacht.
- Manchmal nimmt das Leben Bahnen,
die selbst die Klügsten nicht erahnen.
- Was zählt ist, was man wissen kann,
deshalb nimm gerne Wissen an.
- Ahne wie dein Handeln wirkt:
Nutzen, Schaden, den es birgt,
- um, wenn die Folgen offen liegen,
Leid und Nutzen abzuwiegen.
- Ein Leid sei immer gleich gewägt,
egal wer dieses Leid erträgt.
- Wer Gleiches nicht auch gleich gewichtet,
hat noch nie gerecht gerichtet.
- Kennt man die Gewichtigkeit
von jedem Nutzen, jedem Leid,
- dann sei es sorgsam abgewogen
und danach Bilanz gezogen.
- Hinterher weiß man bescheid,
ob Nutzen größer oder Leid.
- Doch nicht nur dies allein ist wichtig,
ob Handeln falsch ist oder richtig.
- Der Nutzen soll größtmöglich sein,
der Schaden aber möglichst klein.
- Die Bilanz der Tat allein,
kann nicht ausschlaggebend sein,
- denn ist es eine schlechte Welt,
wenn Leid stets auf die gleichen fällt.
- Wer einen Nutzen haben will,
ertrage auch das Leiden still.
Die Tage nach dem Morgen
- Ein Augenblick ist schnell vergangen.
Es misslingt, ihn einzufangen.
- Hast du ihn erst wahrgenommen,
ist schon ein anderer gekommen.
- So ist denn alles, was du weißt,
Erinnerung in deinem Geist.
- Das, was ich dir nun berichte,
ist noch lange nicht Geschichte.
- Ich blicke lange Zeit voraus,
doch sieht es wie vergangen aus.
- Alles Leid aus diesen Tagen
wird euch auch noch morgen plagen.
- Das Kreuz wird wieder ostwärts reiten
und dort mit den Heiden streiten.
- Dort wird ermordet und zerstört
im Kampf um das, was Gott gehört.
- Und auch noch in Tausend Jahren,
sind sie, wie sie heute waren.
- Egal wie blutig eine Schlacht,
es geht doch immer nur um Macht.
- Der, der Macht in Händen hat,
ist selber meist des Kämpfens satt.
- Doch wer nach Macht nicht weiter geiert
und sich und seinen Frieden feiert,
- pflegt heimlich weiter seine Waffen,
will Frieden halten, Frieden schaffen.
- Er bewahrt, was er gewann,
zeigt, dass er nicht teilen kann.
- Doch wird er nie in Frieden leben,
solang er nicht bereit zu geben.
- Denn hat der Feind nichts zu verlieren,
wird er im Kampf nach Reichtum gieren.
- Feinde, die um Habe bangen,
sind selten in den Krieg gegangen.
- Nicht nur für Glaube, Gold und Land
wird gemordet und verbrannt.
- Für Handel mit dem feinsten Gut
vergießen Menschen reichlich Blut.
- Die Ware aus dem fernen Osten
wird Gold und viele Leben kosten.
- Schiffe aus dem Abendland
werden in die Welt gesandt.
- Sie stehlen alles, was sie finden,
werden fremde Menschen schinden.
- In Ländern, die sie neu entdecken,
sorgen sie für Angst und Schrecken.
- Doch auch hier im Abendland,
fließt Menschenblut durch Menschenhand.
- Und eine Seuche ohne gleichen
füllt das ganze Land mit Leichen.
- Ein Inbegriff für Leid und Not
wird die Pest, der schwarze Tod.
- Die Schuld wird man bei falschen suchen,
wird sie erschlagen und verfluchen.
- Der Krankheit Quelle bleibt verborgen,
ungemindert Leid und Sorgen,
- weil das Wissen nicht genügt
und der erste Anschein trügt.
- Um sein Wissen zu vermehren,
darf man neues nicht verwehren.
- Doch neues Wissen birgt Gefahr,
für alles das, was ist und war.
- Drum werden die, die Macht behüten,
neues Wissen oft verbieten.
- Macht, die sich auf Lügen stützt,
wird so vor dem Verfall geschützt.
- Deshalb wird man die verbrennen,
die neues in der Welt erkennen.
- Das Wissen, das dem Mensch bekannt,
ist in Bücher oft gebannt.
- Es dauert Zeit, dies abzuschreiben,
noch lange Zeit wird das so bleiben.
- Wenn erst in ferner Zeit ein Mann
mit Druck viel schneller schreiben kann,
- wird das Wissen sich vermehren.
Doch nicht alle wird man lehren.
- Wer nicht lesen kann und schreiben,
wird ohne Bücherwissen bleiben.
- Viele Bücher hier auf Erden,
werden abgeschrieben werden.
- Und das erste, in Latein,
wird das Buch des Kreuzes sein.
- All dies bleibt jenen stets verwehrt,
die nicht gebildet, nicht gelehrt.
- Ein Mönch wird dies für Unrecht halten
und damit die Kirchen spalten.
- Und des Kreuzes beide Seiten
werden um die Wahrheit streiten.
- Vor allem aber geht der Streit
um Macht, so wie in jeder Zeit.
- Wer über Menschen herrscht wie Gott,
übt über seinen Glauben Spott.
- Dennoch herrschen gottesgleich,
Menschen übers Erdenreich,
- die andre Menschen unterdrücken.
Die werden sich nicht ewig bücken.
- Sie werden eine Macht erkennen,
die nur sie ihr eigen nennen.
- Der Mut der Schwachen führt sie dann
zu großen Heldentaten an.
- Den Tyrann, den sie verachten,
werden sie vereint entmachten.
- Doch bevor der Schlag gelingt,
der den Tyrannen niederzwingt,
- wird der Herrscher mächtig sein.
Der Staat ist sein Besitz allein.
- Nur dem, der diese Macht auch ehrt,
wird Ehre und auch Ruhm beschert.
- Wenn kein Reichtum mehr genügt,
der Herrscher sich mit Macht vergnügt,
- wenn hungernd alles Volk verendet
und der Herrscher Gold verschwendet,
- werden sich Leidende erheben
und nehmen dem Tyrann das Leben.
- Aus ihrer Mitte kommt ein neuer,
der sich bereichert an der Steuer,
- der sein Volk zum Narren hält,
bis auch er von Throne fällt.
- In dieser neuen, wilden Zeit,
wenn sich das Volk vom Herrn befreit,
- keimt die Idee vom freien Geist,
der alle Schranken niederreißt.
- So werden alle Menschen gleich,
ob sie nun arm sind oder reich.
- Auf dass sich jeder so benimmt,
wie er's für andere bestimmt.
- Doch die Idee braucht noch viel Zeit,
die Welt ist lang noch nicht bereit.
- Die Masse macht den Menschen mächtig.
Doch nutzt er diese Macht bedächtig?
- Sein Wille formt die ganze Welt,
so dass sie ihm zum Opfer fällt.
- Was er in dieser Welt versteht,
nutzt er, dass sie zu Grunde geht.
- Er macht mit Feuer und Metall
sich zum Herren überall.
- Die Kraft, die in dem Feuer steckt,
vom Menschen wird sie neu entdeckt.
- Aus Dampf und Eisen zieht er die Kraft,
mit der er scheinbar alles schafft.
- Kleinste Teile wird er spalten,
auf dass sie ihre Macht entfalten.
- Doch wird es wirklich ihm gelingen,
diese große Macht zu zwingen?
- Der Mensch erschafft sich starke Geister,
doch wer von beiden ist der Meister?
- Diese Geister, die Maschinen,
manch ein Mensch muss ihnen dienen.
- Die Herrscher der Maschinen sind
für die schwere Arbeit blind.
- Die Frauen, Kinder, Armen, Schwachen
werden sie zu Dienern machen.
- Denen fällt es wieder ein:
Gemeinsam sind sie nicht mehr klein.
- Wie ein Gespenst zieht der Gedanke,
bestärkt er Arme, Schwache, Kranke.
- Was sie erschaffen sei auch ihnen,
sie wollen herrschen, nicht mehr dienen.
- Doch wenn viele Menschen leiten,
werden sie sich immer streiten.
- Aus der Masse tritt ein Mann
und wird ein mächtiger Tyrann.
- Er bestimmt des Volkes Leben,
bis die Menschen sich erheben.
- Die ganze Welt liegt in der Hand
der Herrscher aus dem Abendland.
- Im Wettstreit um die ganze Macht
wird dann ein großer Krieg entfacht.
- Die Geister, auch genannt Maschinen,
sind auch bereit im Krieg zu dienen.
- Ohne Menschlichkeit zum Sieg,
das Böse führt in diesen Krieg.
- Keine Gnade, kein Vergeben,
ohne Wert ist Menschenleben.
- Die Verlierer greifen Macht,
um die man sie im Krieg gebracht.
- Doch die Angst vor neuem Krieg,
lässt ihnen diesen bösen Sieg.
- Die einstigen Verlierer gieren,
die Angst verschwindet, zu verlieren.
- Hass und Dummheit führen dann
neue Gräueltaten an.
- Sie greifen nach der ganzen Macht,
Feinde werden umgebracht.
- Männer, Frauen und auch Kinder
sterben durch die Menschenschinder.
- Die schlimmsten Morde aller Zeiten
werden sie der Welt bereiten.
- Sie wollen eine Welt gestalten
mit Blutrausch ohne Sinn und Halten.
- Wie benebelt der Verstand,
das ganze Abendland verbrannt.
- Der Albtraum bietet kein Erwachen,
schon soll ein neuer Krieg entfachen.
- Viele Jahre währt der Krieg,
ohne Schlacht und ohne Sieg.
- Nur Angst vor tödlichen Armeen,
die bereit zum Kampfe stehen,
- mit Waffen, wie sie nie gekannt,
Göttermacht in Menschenhand.
- Der Wettstreit zwischen schlecht und böse
führt sie an zu neuer Größe.
- Für Wissensdurst ist in dem Streit
selbst der Himmel nicht zu weit.
- Doch es ist schwer für all die Waffen
genügend Geld herbeizuschaffen.
- So wird in ein Gegner ohne Schlacht
mit Armut doch zu Fall gebracht.
- Der Sieger wird zum Herrn der Welt,
der andere ins Chaos fällt.
- Das Wissen und die Fähigkeiten
bringen neue Möglichkeiten.
- Doch nicht zum Wohle dieser Welt
werden sie in Dienst gestellt.
- Den Preis für Luxus und Genuss
stets der Schwächste zahlen muss.
- Wer arm ist, wird in Armut leben,
wer hat, dem wird noch mehr gegeben.
- Um Macht und Wohlstand zu erreichen,
gehen Herrscher über Leichen.
- Sie unterwerfen sich die Welt,
zerstören sie für Macht und Geld,
- und trinken auch ihr schwarzes Blut,
raffen gierig Hab und Gut.
- Ein Mittel gegen alle Seuchen
verschwindet in zu fetten Bäuchen,
- Wälder werden abgebrannt,
für noch mehr schlechtes Ackerland.
- In dieser heißen Glut verbrennt
ein Heilkraut, das noch keiner kennt.
- Der Rausch, dies alles zu verschwenden,
wird in Not und Trauer enden.
- Man weiß, dies nimmt ein schlimmes Ende,
doch die Kraft reicht nicht zur Wende.
- Es fehlt der Mut, das faule Leben
für eine Zukunft aufzugeben.
- Die Mächtigen in dieser Zeit
sind zum Wandel nicht bereit
- und wer darüber sich empört,
bleibt von den Menschen ungehört.
- Für viele Menschen dieser Zeit
steht sehr viel Wissen schnell bereit.
- Auch Lieder, Bilder und Erzähltes,
einzig an der Wahrheit fehlt es.
- In einer bunten, schnellen Welt
ist nur noch das wahr, was gefällt.
- Aus jeder Ecke schallt es laut,
bunter Spaß, wohin man schaut.
- Das was zählt ist nur der Handel,
alles andre ist im Wandel.
- In dieser schnellen wilden Zeit
der dummen Oberflächlichkeit
- wird der Wille neu belebt,
der nach der Macht des Denkens strebt.
- Die Gedanken frei zu sagen,
das ist leicht in diesen Tagen.
- Doch weil der Lärm des Tagwerks stört,
bleiben viele ungehört.
- Wer beachtet werden will,
der ist nicht weise, sondern schrill.
- Im Schatten dieses Lärms erwacht
die Dunkelheit, das Reich der Nacht.
- Dies Reich beginnt im schwarzen Nichts,
reflektiert die Welt des Lichts,
- wird geächtet und verbannt,
doch hält es jedem Angriff stand.
- Es beantwortet der Welt,
Fragen, die sich keiner stellt.
- Doch ebenso enthüllt es Fragen
ohne Antworten zu wagen.
- Im Stillen wachsen die Gedanken,
überwinden alle Schranken
- und haben sie sich erst befreit,
bestehen sie für alle Zeit.
- Das Reich der Nacht wird ewig währen
wie ein Geist aus fernen Sphären.
- Ohne die körperliche Hülle
nur ein Gedanke, nur ein Wille.
- Das Wissen dieser Zeit ist groß,
die Moral sehr winzig bloß.
- Mächte werden sie entfachen,
die wollen sie sich nutzbar machen.
- Doch die Geister die sie schufen
lassen sich bald nicht mehr rufen.
- Der Himmel, den sie greifen wollen,
zerreißt mit Blitzen und mit Grollen.
- In Wassern, die wie Bracke stinken,
wird ihre ganze Welt versinken.
- Aus dieser Gülle steigt zu Tage
der Menschheit größte Seuchenplage.
- Nur der Quell von allem Leben
kann ihnen dann noch Hoffnung geben.
- Obwohl die Seuche sie bestehen,
werden sie zu Grunde gehen.
- Nach tausend Jahren Oberhand,
vergeht die Macht im Abendland.
- Wer kann, wird in die Ferne gehen,
dort sind die Gäste gern gesehen.
- Schon bald will man sie weiter treiben,
doch die Gäste wollen bleiben,
- die alte Heimat ist verloren.
So wird ein neuer Streit geboren.
- In dem Moment, an dem der Gast,
die rechte Zeit zu geh'n verpasst,
- und sich selbst zum Hausherrn macht,
wird ein großer Streit entfacht.
- Der Konflikt wird erst verschwinden,
wenn die Gegner sich verbinden
- gegen eine fremde Macht,
die einen neuen Krieg entfacht.
- Der Streit des Kreuzes mit den Heiden,
wird erneut die Menschen scheiden.
- Feige Helden ohne Scham
bringen Kummer, Leid und Gram.
- Sie halten sich für Diener Gottes,
doch sind sie Ziele Teufels Spottes.
- Das Böse ganz allein gewinnt ,
sind durch den Hass die Menschen blind.
- Letztendlich wird es doch gelingen,
den weiten Himmel zu bezwingen.
- Die Menschen, die sich dann entfernen,
um zu leben zwischen Sternen,
- werden einen Streit erheben,
mit denen, die auf Erden leben.
- Gehören denen neue Welten,
die die Eroberung entgelten,
- oder sei dem das Gebiet,
der die Eroberung vollzieht.
- So bleibt das Leben lange Zeit
ein Wechsel zwischen Hass und Streit.
- Das Leid der Welt wird erst vergehen,
wenn die Menschen es verstehen,
- dass alle Menschen besser siegen,
wenn keine andren unterliegen.
- Denn ein Gewinn ist stets der Wert,
um den ein Reichtum sich vermehrt.
- Doch vermehrt wird nichts von Dieben,
die alte Werte neu verschieben.
- Wer nimmt, was anderen gehört,
gemeines Gut dabei zerstört,
- wer Geld verdient mit fremdem Geld,
bringt Hass und Elend auf die Welt.
- Nur in kostenlosen Siegen,
kann die Zukunft aller liegen.
- Erst wenn sich alle unterstützen,
zusammen sie ihr Wissen nützen,
- gemeinsam um die Wahrheit ringen,
kann eine gute Welt gelingen.
- Nur so kann sich der Mensch erheben,
den jüngsten Tag selbst überleben,
- und mit seinen eignen Händen,
die Schöpfung schließlich selbst beenden.
- Er überwindet Raum und Zeiten,
kann alle Ebenen beschreiten.
Geplauder und Geschwätz
- Also weißt du nun bescheid
über die Vergangenheit,
- über heut' und ferne Tage,
höre nun, was ich dir sage.
- Wer etwas sagt, ist ganz egal,
auch was er sagt ist meist banal.
- Die Rede bleibt, egal wie groß,
wenn keiner hört, bedeutungslos.
- Und jedes kluge Wort vergeht,
wenn jemand hört, doch nicht versteht.
- Kein noch so kluges Wort kann lenken,
wie andere darüber denken.
- Egal wohin sich jemand stellt,
bleibt er die Mitte seiner Welt.
- Auch wer sich anderen verschreibt,
in sie hineinversetzt, der bleibt
- in seiner eignen Welt gefangen,
wird niemals von sich fortgelangen.
- Das Leben, das den Menschen prägt,
wird nie vollständig abgelegt.
- Ein jeder hat nur seine Sicht,
zweimal die selbe gibt es nicht.
- Wer eine Meinung übernimmt,
weil sie in seinen Augen stimmt,
- eignet sich die Meinung an.
Die ist seine Meinung dann.
- Wer eine fremde Meinung hört
die sein eignes Weltbild stört,
- kann sein Weltbild überdenken
und in neue Bahnen lenken
- oder neue Wege finden,
die eigne Meinung zu begründen.
- Es ist egal, wer etwas spricht,
auch was er sagt, entscheidet nicht.
- Es kommt auf den Empfänger an,
den das Wort verändern kann.
- Doch viele Menschen mögen nicht
wenn man eine Wahrheit spricht.
- Der, den eine Wahrheit kränkt,
ist besser dran, wenn er bedenkt:
- Es ist nicht an der Welt zu schweigen.
Er selbst muss wahrhaft Ehre zeigen.
- Wer keinen Grund hat, sich zu schämen,
dem kann man nicht die Ehre nehmen.
- Wer gegen gute Menschen hetzt,
hat selber sich herabgesetzt.
- Wer seine Ehre selbst entblößt
und gegen die Moral verstößt,
- und von diesem Unrecht weiß,
gibt sich dem Gewissen preis,
- dem unbestechlichem Gericht.
Doch gerecht ist dieses nicht.
- Die Maße, die ein Mensch sich setzt,
bestimmt nur er allein zuletzt.
- Manchem Mensch sind Skrupel fremd,
der verhält sich ungehemmt.
- Für Menschen die zusammenleben,
muss es feste Regeln geben.
- Manch Regel stammt von Traditionen
andere von Religionen,
- und viele Regeln sind zuletzt
von der Menschheit selbst gesetzt.
- Über den, der Regeln bricht,
hält die Gesellschaft dann Gericht.
- Menschen, die ein Urteil fällen,
sollten vorerst sicher stellen,
- dass der, der vor Gerichte steht,
die Straftat nicht erneut begeht.
- Und ein Schaden, der entstand,
begleiche er von seiner Hand.
- Und damit ein jeder sieht,
was Übeltätern hier geschieht,
- sei dem, der das Gesetz gebrochen,
eine Strafe ausgesprochen.
- Man finde aber eine Bürde,
die man auch selbst erdulden würde,
- hätte man die Tat begangen.
Nur so kann man zu Recht gelangen.
- Wer fremder Menschen Rechte bricht,
der achtet ihre Würde nicht.
- Die Würde, die er denen schuldet,
leistet er, in dem er duldet,
- dass sie ihm Buße abverlangen
für die Tat, die er begangen.
- Fast jeder Mensch, der ein Verbrechen
erleidet, will sich gerne rächen.
- Am meisten hat sich der geehrt,
der Leid auf Erden nicht vermehrt.
- Ein Leid ist verletzte Würde,
das andere der Strafe Bürde.
- Die Härte einer Strafe reicht,
wenn sie des Opfers Schmach begleicht.
- Nicht nur die Menschen, die so schlecht,
machen die Welt so ungerecht,
- auch die, die es als Last empfinden,
sich an Moral und Recht zu binden,
- die glauben, dass die fremden Sünden,
ihnen sehr viel besser stünden,
- die beneiden böse Seelen,
denen alle Skrupel fehlen.
- Wer fühlt, dass die Moral ihn ehrt,
hat sich das Leben nicht erschwert.
- Es wird Gerechtigkeit nicht geben,
für alle, die nicht Recht erstreben.
- Wer neidet, was sich andre nehmen,
die sich nicht schlechter Taten schämen,
- sich stets mit anderen vergleicht,
macht das Leben sich nicht leicht.
- Wer kleinlich jeden Vorteil wägt,
hat sich nur unnütz aufgeregt.
- Mal steckt man rein, mal holt man raus,
im Leben gleicht sich vieles aus.
- Manch einem wächst ein zweites Kinn,
dem geht dafür der Hals dahin.
- Selbst ein Geschenk, das man erhält,
die Tugend auf die Probe stellt.
- Entsteht dir daraus eine Pflicht,
nimm die Gabe besser nicht.
- Denn wer an Gegenleistung denkt,
der hat getauscht und nicht geschenkt.
- Gibt's keinen Grund, es zu verwehren,
soll man auch den Schenker ehren.
Der Traum
- Als ich eingeschlafen war,
träumte ich so sonderbar.
- In Dunkelheit war ich gefangen,
da ist ein Licht mir aufgegangen,
- Anfangs war es fern und klein,
ich lief dort hin und tauchte ein.
- Ich fühlte mich sofort geborgen,
ohne Mühsal, ohne Sorgen.
- Nur die Liebe war zu spüren,
schien mich durch das Licht zu führen.
- Dann vergaß ich Raum und Zeit,
es war wie eine Ewigkeit.
- Langsam sah ich viele Lichter
und dazwischen die Gesichter.
- So viele Menschen, sah ich dort
die vor langem gingen fort.
- Zu ihnen war der Tod gekommen
und hat sie aus der Welt genommen.
- Hier waren sie nun neu vereint
an diesem Ort, wo Licht erscheint.
- Ich schaute die Gesichter an,
da sah ich einen alten Mann.
- Er war nie mit Glück beschienen.
Er musste stets den Herren dienen.
- Er musste schwere Lasten tragen,
und sich mit großen Schmerzen plagen.
- Fast erkannte ich ihn nicht,
so anders wirkte sein Gesicht.
- Sein Lächeln hat mein Herz erwärmt,
im Leben war er stets verhärmt.
- Hier war er von den Lasten frei,
ohne Müh und Quälerei.
- Neben ihm, da stand ein Dieb,
dem man den Kopf vom Körper hieb.
- Hier war sein Körper wieder eins,
dennoch war das Glück nicht seins.
- Alle, die er einst betrogen,
hatten seine Schuld gewogen.
- Die Last trug er auf seinem Rücken,
hier musste er sich mühn und bücken.
- Daneben stand ein großer Herr,
auch ihm fiel hier sein Schicksal schwer.
- Im Leben hat er stets genossen,
sich süßen Wein ins Glas gegossen,
- von vollen Tischen stets gespeist,
hier lernte er was mäßig heißt.
- Denn weil hier niemand hungern muss,
braucht niemand Essen und Genuss.
- Der Hunger ist von hier verbannt;
das schätzt nur, wer ihn hat gekannt.
- Da sah ich eine alte Frau,
die erkannte ich genau.
- In ihrem langen, guten Leben
war sie stets bereit zu geben.
- Selbst den Ärmsten gab sie Brot
und Obdach auch in Zeit der Not.
- All die Armen und die Kranken,
kamen nun, sich zu bedanken.
- Weder Obdach, noch das Essen,
hatten sie der Frau vergessen.
- Ein andres Weib, das kannt ich wohl,
war außen giftig, innen hohl.
- Sie erzählte ständig Lügen,
versuchte jeden zu betrügen.
- Sie raffte Geld und streute Gift,
ratet, welches Los sie trifft.
- An diesem Ort war jedem klar,
was für ein fieses Weib sie war.
- Ein jeder hat ihr das gegeben,
was sie verdient hätte im Leben.
- Plötzlich sah ich, froh und klein,
stand vor mir mein Schwesterlein.
- Der Tod war früh zu ihr gekommen
und hatte sie uns weggenommen.
- Doch auch an diesem schönen Orte,
gedachte ich der letzten Worte.
- Wir hatten uns getrennt im Streit,
ich hoffte, dass sie mir verzeiht.
- Ich erkenne dein Gesicht,
aber mit dir red ich nicht,
- sprach sie leise und ging fort,
ließ mich allein an diesem Ort.
- Doch so ließ ich sie nicht gehen,
hielt sie fest, sie sollte sehen,
- wie sehr ich unsern Streit bereue,
doch sie sagte mir aufs Neue:
- Ich erkenne dein Gesicht,
aber mit dir red ich nicht.
- Ich flehte und ging auf die Knie,
weinend, schluchzend bat ich sie
- Ich möchte um Vergebung bitten,
dass ich so oft mit dir gestritten.
- Da sagte leise sie zu mir:
Bruder, ich verzeihe dir.
- Ich war so froh, wie nie im Leben,
mein Schwesterchen hat mir vergeben.
- Doch als ich sie umarmen wollte,
spürte ich, dass sie mir grollte.
- Ich ließ sie los und sah sie an,
sie sah mich und sie sagte dann:
- Ich erkenne dein Gesicht,
aber mit dir red ich nicht.
- Eine Stimme sprach zu mir,
Höre zu, ich sage dir,
- in dieses Reich kommt jede Seele,
die ich dem Reich der Menschen stehle.
- Ich bin der Tod, dies ist mein Land.
Und sicher ist dir auch bekannt:
- Was du nicht fertig stellst auf Erden,
kann hier nicht mehr beendet werden.
- Sünden, die du auf dich geladen,
hier bringen sie dir großen Schaden.
- Da weinte ich, es war zu spät.
Der ist fort, der von uns geht.
- Endlich bin ich aufgewacht,
der Tag war da, vorbei die Nacht.
- Man hatte mir den Blick geboten,
in das ferne Land der Toten.
- Fortan wollte ich im Leben,
nur noch nach dem Guten streben.
- Wenn irgendwann der Tod mich nimmt,
kehre ich zurück bestimmt
- in sein Reich und werde dort,
ewig bleiben an dem Ort,
- und meine Schuld aus diesem Leben,
kann niemand dort mir je vergeben.
|
|