Kommt Zeit, kommt Unrat.
(Volksmund)

Kalender

01. Januar 2002
Neujahr

Wie immer wird dieser doch recht willkürlich gesetzte Termin genutzt, um in Politik, Kultur und Wirtschaft Neuigkeiten einzuführen und altes abzuschaffen.

So verschwindet die gute, alte, abgenutzte, schmutzige D-Mark und statt dessen ist ab heute der Euro das offizielle Barzahlungsmittel. Viele tun ja so, als wäre der Euro etwas neues. Sie ignorieren hartnäckig, dass die D-Mark schon seit 1999 nur eine Marionette war. Nun nimmt die neue Währung die Maske des Vertrauten ab und zeigt sich in ihrer frisch gedruckten und gepressten Pracht.

Der Einzelhandel nutzte diese einmalige Gelegenheit gleich, um den Kunden Preiserhöhungen unterzujubeln. Vielen Dank auch, Ihr Moosnasen! Dadurch entsteht natürlich auch gleich eine Inflation, was bald zur völligen Entwertung des Euros führt, und ihn zu besserem Klopapier deklassiert. Bleibt die Frage, was die dann noch mit den ganzen Euro wollen.


11. Februar 2002
Rosenmontag

Helau, die Narren sind los! Besoffene Primaten spielen Dominoday auf der Straße. Der Reihe nach schlagen die abgefüllten Narren auf den Asphalt. Und wie jedes Jahr laufen im Fernsehen die üblichen Prunksitzungen. Eine Prunksitzung ist, wenn die langweiligsten Leute der Welt vorne stehen und anderen Langweilern dummes Zeug erzählen. Nein, Moment. Das wäre ja eine Sitzung im Bundestag.

Es ist ja auch egal, was eine Prunksitzung ist. Zu lachen gibt's da nichts. Damit das sichergestellt ist, werden Kalauer erzählt, die seit Jahrtausenden mündlich überliefert wurden. Gelegentlich werden die Reden durch einen Tusch unterbrochen. Damit wird den anwesenden Gästen signalisiert, dass sie nun verpflichtet sind zu lachen.

Diese Prozedur zieht sich über einen ganzen Abend hin. Das ganze nennt sich dann Spaß und wird von allen sehr geliebt, warum auch immer.


08. März 2002
Frauentag

Immer wieder kann man feststellen, dass Männer keinen Respekt vor den Mitgliederinnen der Gesellschaft haben. An diesem einen Tag soll das mal anders sein. Heute ehren wir das schwache, verkümmerte, jämmerliche Geschlecht. Wir zeigen unseren Frauen, unseren weiblichen Kollegen und Kolleginnen, unseren Müttern und Mütterinnen unsere Achtung, bringen ihnen das Frühstück ans Bett und schenken ihnen Blumen. Wir tun was sie uns sagen, achten sorgfältig auf jede mysteriöse Andeutung, die sie machen. Wir lassen uns jeden noch so absurden Vorwurf von ihnen gefallen um unsere Ruhe zu haben.

Mit anderen Worten: Alles ist wie immer. Bis auf das mit dem Frühstück und den Blumen.


09. Mai 2002
Christi Himmelfahrt

Dieser herrliche Feiertag ist vielen auch als Männertag oder auch Vatertag bekannt und man verbindet mit ihm einen schönen Brauch. Richtige Kerle wandern pissvoll mit dem Bollerwagen durch die freie, aufblühende Natur und begießen das frische Grün.

Doch was ist aus diesem schönen Tag geworden! Früher haben sich die Frauen wenigstens einmal im Jahr zurückgenommen. Einmal im Jahr musste man sich nicht ständig anhören, dass man zu Boxershorts keine Cowboystiefel trägt oder dass alle Männer geschmacklos sind und keine Gefühle haben.

Diese Zeiten sind vorbei. Die moderne Frau lässt es sich auch an diesem Tag nicht nehmen zu meckern. Das macht sie etwas berechenbarer, sie meckert nun also absolut immer. Sonst hat sich aber seit der Emanzipation der Frau nichts geändert.


12. Mai 2002
Muttertag

Heute ehren wir unsere Mütter. Na ja, man sagt so Zeug, Ihr wisst schon: Was wären ich nur ohne Dich, ich sollte viel öfter anrufen, das war nicht böse gemeint mit dem Heimplatz für Dich und so weiter. Und viele schenken ihrer Mutter etwas. Ein neues Bügeleisen, Pralinen oder etwas Gebasteltes. Hauptsache es kommt von Herzen. Und wenn man ein Mann ist und keine Gefühle hat, gibt's dieses Jahr wieder Blumen von der Tankstelle.


31. Mai 2002
Start der Fußball-WM

Endlich, es ist wieder soweit! Weltweit ziehen sich tausende Fußballfans die Trikots ihrer Nationalmannschaft über den biervollen Bauch und die Chips-Industrie feiert neue Rekordumsätze. In Japan und Südkorea wird um die Weltmeisterschaft gespielt. Da vergisst man gleich einen drohenden Atomkrieg in Kaschmir und auch Lebensmittelskandale und die Zänkereien in Israel rücken in den Hintergrund. Wir wollen gute Nachrichten! Und wir bekommen sie.

Schon die Eröffnungsfeier ist die teuerste, die es je bei einer Fußball-WM gab. Und das Eröffnungsspiel ist gleich doppelt schön. Erstens weil die Franzosen eins aufs Dach bekommen und zweitens, weil sie das Spiel verlieren.

Und auch die Deutschen finden ihre Freude am Fußball wieder. Mit einem 8:0 Sieg gegen die Fußballgötter aus Saudi-Arabien zeigt die deutsche Nationalelf am 01.Juni, was sie kann. Dieses Traumergebnis wird auch über das frühzeitige Ausscheiden im Achtelfinale hinwegtrösten. Oder werden sie doch noch Weltmeister? Nach diesem Spiel ist wieder alles offen und Rudis Mannen gelten als die Favoriten (in ihrer Vorrundengruppe.) Es bleibt spannend.


21. Juni 2002
Sommersonnenwende

Es ist wieder soweit: Die Nächte werden länger. Es wird Zeit zurück zu blicken auf den vergangenen Frühling: Frühlingsgefühle gehabt, Bier getrunken, besser gefühlt.

Und was erwartet uns im Sommer? Wahrscheinlich Hitze. Und draußen wird es bestimmt auch warm sein. Hinzukommt die stickige Luft, vor allem unter den Achseln der Damen an der Wursttheke. Das Fernsehprogramm wird wieder eingestellt, ab jetzt kommen nur noch Wiederholungen und deutsche Komödien aus den Siebzigern. Michael Schumacher wir vorzeitig zum Weltmeister erklärt, damit sich BMW und Mercedes weitere Blamagen ersparen können.

Das politische Sommerloch wird mit Wahlwerbung gefüllt. Schade! Schlagzeilen wie „Krokodile im Rhein” oder „Elvis in Texas gesehen” wären glaubwürdiger gewesen als das, was Politiker so von sich geben.


16. August 2002
angeblich 25. Todestag von Elvis

Elvis lebt! Auch 25 Jahre nachdem die fettleibige Leiche des Kings in der Erde verscharrt wurde, glauben einige Fans, dass der Messias des Rock immer noch unter den Lebenden weilt. Und es wird nicht leichter, sie von seinem Tod zu überzeugen, wenn er fast 25 Jahre nach seinem unwürdigen Ableben wieder in den Charts auftaucht. Aber der Song „A little less Conversation” wurde bereits 1968 veröffentlicht. Also glaubt es endlich: Elvis ist tot. Er fährt keinen Truck durch die Südstaaten der USA und er hat keinen Anglerladen am Loch Ness. Seine Überreste werden das Tageslicht erst wiedersehen, wenn man in ein paar Millionen Jahren Öl findet.

Ist natürlich Quatsch. In Wirklichkeit wurde Elvis von einem kleinen, blauen Gnom auf eine einsame Mittelmeerinsel entführt, damit er nicht im Drogenrausch die Legende vom King of Rock'n'roll zerstört.


16. August 2002
Hochwasser bedroht Magdeburg

Seit Tagen steht Dresden im Elbwasser und es kommt einem der Gedanke, die oft als Elb-Florenz bezeichnete Stadt ab jetzt Elb-Venedig zu nennen. Doch auch nördlich der Sachsenmetropole drohen Städte und riesige Landstriche im Elbwasser zu versinken. So auch Magdeburg. Die Elbe will mal in die Stadt rein und kräftig auf den Putz hauen, nachdem sie seit über tausend Jahren an Magdeburg vorbei fließt.

Das beunruhigt die Magdeburger, denn sie wissen, dass meterhohe Wassermassen in der Wohnung schlecht für die Innenarchitektur sind. Also versucht jeder Anwohner, Hab und Gut in Sicherheit zu bringen. Auf allen Straßen sieht man hunderte Autos, die mit voll beladenen Kofferräumen im Stau stehen.

Tagelang fahren Krankenwagen mit Blaulicht durch die Stadt um ein Krankenhaus zu evakuieren. Auch die Feuerwehr und das THW fahren mit Blaulicht durch die Stadt, um schnellst möglich Dämme zu bauen und zu verstärken. Und die Polizei fährt mit Blaulicht durch die Stadt, weil ... weil ... na eben weil es ihnen Spaß macht und sie sich dabei wichtig vorkommen. Es vergeht kaum eine Minute ohne dass Sirenen erklingen.

Die ersten Anwohner verlassen die bedrohten Gebiete, im Ernstfall müssten 20.000 Menschen evakuiert werden. Eine unheimliche Stimmung macht sich am Flusslauf breit. Täglich steigt der Pegel und genauso steigt auch das unangenehme Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt. Ein Siebenter Sinn sagt, dass es besser ist zu gehen. Die vielen Besucher, die das schöne Sommerwetter genießen und sich das Naturschauspiel ansehen wollen, können diese Stimmung nicht wahrnehmen, die wie Chlorgas in der flauen Luft hängt. Auch die von ihnen geschossenen Fotos geben keine Auskunft über die Spannung, die sich ausgebreitet hat.

Doch nicht nur überflüssige Gaffer sammeln sich am Ufer. In der ganzen Stadt arbeiten Helfer aus ganz Deutschland. Die meisten kommen aus der unmittelbaren Umgebung, doch einige kommen auch aus Westfalen oder Hessen, um hier gegen das Hochwasser zu kämpfen. An der Uferpromenade werden Sandsäcke aus Holland aufgebaut: 1m³ Sand rauscht in Sekunden in die sogenannten Big Packs. Riesige Bagger und viele Gabelstapler sind im Einsatz, um diese Aufgabe zu bewältigen. Und immer wieder kommen Lastkraftwagen mit Tonnen von Sand. Zwischen den riesigen Geräten springen die emsigen Freiwilligen hin und her, um zu helfen wo sie nur können.

Nur die schlechte Koordination schmälert etwas die gute Stimmung der Helfer. Vielen geht das gute Gefühl etwas geschafft zu haben verloren, wenn sie feststellen, dass ihre Arbeit umsonst war. Und das kommt leider häufig vor. Sandsäcke werden sinnlos hin und her getragen und immer wieder geben die Entscheidungsträger vor Ort widersprüchliche Anweisungen. Viele engagierte Helfer wissen nicht, wo sie gebraucht werden und manchmal werden sie auch gar nicht gebraucht. Die Hitze und die Wut auf die immer noch umherstehenden Gaffer tun ihr übriges, um die Motivation zu erschüttern. Dennoch kämpfen die Helfer unermüdlich gegen das ansteigende Wasser. So auch am Bildungsministerium, wo das Wasser noch 60 cm unter der Krone fließt. Es wird erwartet, dass der Wasserstand noch um 25 cm steigt also erhöhen einige Rechengenies voller Panik und Ehrgeiz die Sandsackbarrieren. Es ist eben der Gedanke, der zählt und nicht der Sinn solcher Aktionen.


19. August 2002
Hochwasser passiert Magdeburg

Die Elbe erreicht in Magdeburg mit fast sieben Metern ihren Höchststand. Fast überall reichen hier die Vorbereitungsmaßnahmen aus, um das Wasser im Flussbett zu halten. So bleibt nur noch die Frage, ob die Dämme halten. In Magdeburg halten sie. Nur am Umflutkanal, der ein Drittel des Wassers an der Stadt vorbeiführt, bricht ein Damm und setzt kleinere Ortschaften in der Nähe unter Wasser. Dort keimen sofort Gerüchte auf, dass der Damm gesprengt wurde, die Orte geopfert wurden, um den Druck auf die Magdeburger Dämme zu verringern.

Die Panik vor dem Wasser treibt auch absurde Blüten: In der Innenstadt, mindestens 20 Meter über dem Höchstpegel, legen einige Mitbürger Sandsäcke vor ihre Kellertüren. Symbolische Geste der Verbundenheit oder grenzenlose Dummheit? Einige Geschäftsleute lassen es sich auch nicht nehmen, Sandsäcke für bis zu 3 Euro zu verkaufen. Der Mensch bleibt Mensch und bleibt sich somit selbst am nächsten.

Nachdem das Hochwasser abgezogen ist, macht man sich Gedanken, wie solche Gefahren in Zukunft zu verhindern sind. Der Elbausbau soll zurückgeführt werden, das Klima soll unter Naturschutz gestellt werden und Geldfonds sollen Hochwasserschäden begleichen.

Aber dieses Hochwasser war eine Kriegserklärung und all diese Reaktionen stellen nur eine Kapitulation vor der Umwelt dar. Dabei ist jetzt der Zeitpunkt, zurückzuschlagen. Es ist Zeit, Atomkraftwerke zu bauen und in die Luft zu sprengen, Autobatterien in den Wäldern zu vergraben und Öl in die Meere zu leiten. Diesen Krieg muss der Mensch gewinnen, auch wenn die Menschheit dabei ausstirbt!


13. September 2002
Freitag, der dreizehnte

Na, bist Du abergläubisch? Natürlich nicht, denn „Aberglauben bringt Unglück,” nicht wahr? Dass Aberglaube Unglück bringt, ist dummer Aberglaube. Natürlich ist Aberglaube das einzige, was Dich an diesem schrecklichen Tag vor dem grausamen Leben beschützen kann.

Und deshalb solltest Du Dich gerade an diesem Tag vorsehen. Also wenn Dir eine schwarze Katze über den Weg läuft, lauf vor ihr weg. Aber sieh Dich vor, dass Du dabei nicht unter einer Leiter durchläufst. Lauf lieber vor ein Auto, das ist sicherer. Außer, wenn Du bei dem Unfall einen Autospiegel zerbrichst. Dann hast Du nämlich verschissen, für die nächsten sieben Jahre.

Und wenn Dir am Morgen eine Spinne begegnet, hast Du ohnehin keine Chance. Aber im Bett bleiben nützt auch nichts, denn „Müßiggang ist aller Laster Anfang.” Also geh am besten in den nächsten Esoterikladen und kaufe für 5000 Euro Glücksbringer und magische Steine, die Schaden abwenden. Und wenn Du dann den Abend noch erlebst, weißt Du wem du es zu verdanken hast.


22. September 2002
Bundestagswahl

Nach vier Jahren haben wir wieder einmal die Wahl, aber keine Alternativen. SPD, CDU, rot-grün, schwarz-gelb, rot-gelb, Tor! Irgendwie ist Politik doch sehr verwirrend. Die Politiker sehen alle gleich aus, das kommt davon, wenn man kein Profil hat. Die Parteien wollen alle das gleiche, aber auf keinen Fall das selbe und überhaupt weiß doch keiner mehr, was in der Politik abgeht.

Also noch mal für alle der Unterschied zwischen SPD und CDU: Die CDU hatte ihren Spendenskandal im Bundesvorstand und die SPD in Nordrhein-Westfalen. Und für Interessierte: Die FDP will die Privatisierung des Sozialstaates, die PDS will die Verstaatlichung des Privatstaates und die Grünen wollen Friede, Freude und Eierkuchen für die ganze Welt. Man kann ja über alles reden. (Die glauben echt, dass jemand ihnen zuhören würde.)

Der Wahlabend ist spannend. SPD und CDU liegen Dummkopf an Dummkopf. Erst am nächsten Morgen wird klar, dass SPD und GRÜNE eine knappe Mehrheit zusammen bekommen. Der bayrische Politik-GAU und Kanzlerkandidat Edmund Stoiber wischt sich das falsche Grinsen aus dem Gesicht und droht schon am nächsten Tag: Sobald SPD und Grüne sich streiten, komme ich zurück. Mit dieser Drohung könnte er sogar Israelis und Palästinenser zusammenschweißen. Also wird rot-grün zusammen halten wie Pech und Schwefel und Edmund Stoiber bleibt in Bayern. Das ist wirklich mal ein Grund zu feiern!


23. September 2002
Herbstanfang

Von nun an geht es bergab. Schon seit drei Monaten werden die Tage kürzer und ab heute überwiegt die Dunkelheit. Schon seit Wochen stehen Weihnachtsmänner und Lebkuchen in den Supermärkten und mahnen die Kunden, sich auf das Ende des Jahres zu besinnen. Die Zeit rennt, wer kann da noch Schritt halten.

Der Herbst ist schnell gekommen. Eben noch sah man rings umher fette Leiber in der Sonne schwitzen, heute peitscht ein rauer Herbstwind Regengüsse auf die Passanten, die in warmer Kleidung Schutz vor der Kälte das Alltags suchen.


31. Oktober 2002
Halloween

Endlich feiern wir wieder den höchsten Feiertag im Reich der Nacht. Der Überlieferung nach kommen an diesem Tag die Dämonen aus der Hölle, um alle Lebenden mit hinab zu ziehen. Um die bösen Geister zu täuschen, verkleiden sich viele Menschen als Tote. Prämiert für die beste Darstellung einer Leiche wurde in diesem Jahr Heiner Bremer für seine Auftritte im Nachtjournal bei RTL.

Allerdings ist es schwer, die Dämonen zu täuschen und so werden sie auch in diesem Jahr wieder viele Menschen in die Unterwelt mitnehmen. Damit Du genau weißt, ob es Dich erwischt hat, folgen nun fünf Punkte, an denen Du merkst, dass Du in der Hölle bist:

  1. Unwetter entladen sich über Dir und Deinen Mitmenschen
  2. Dein Computer zeigt regelmäßig Fehlermeldungen
  3. Du siehst im Spiegel mein Gesicht
  4. Edmund Stoiber ist Kanzler in Deutschland
  5. Cherno Jobatey moderiert eine große Samstag-Abend-Show
Sicherlich möchtest Du jetzt wissen, was zu tun ist, wenn man trotz aller Vorkehrungen nun in der Hölle gelandet ist. Nun, das werden Dir die Folterknechte schon sagen, wart's ab. (P.S. Dreh Dich jetzt nicht um, aber hinter Dir steht ein böses Ungeheuer, das von Deiner Seele Besitz ergreifen möchte.)


24. November 2002
Totensonntag

Genau einen Monat vor Weihnachten gedenken wir der Toten. Dabei wird die Zeit langsam knapp. Ja ja, ein Tag im Jahr reicht kaum noch aus, denn es werden ja immer mehr. Einzig der Glaube an die Wiedergeburt lässt den Gedanken zu, dass die Zahl der Toten jemals wieder abnehmen wird. Doch woher weiß man denn, wer noch tot ist und wer schon wiedergeboren wurde? An wen soll man also denken, an diesem Tag? Vielleicht sollte jeder nur an sich selbst denken, so wie sonst auch immer. Denk mal drüber nach.


21. Dezember 2002
Wintersonnenwende

Nun werden die Tage wieder länger, heller und wärmer. Wie schön. Aber noch ist es so kalt, dass die Straßennutten für eine heiße Nummer Kohle wollen. Also pack die kurze Hose lieber wieder zurück in den Schrank und mach Dir einen Glühwein heiß.


24. Dezember 2002
Weihnachten

An diesem Vormittag drängen die letzten Verzweifelten in die Einkaufszonen und nehmen alles mit, was bisher noch nicht in Geschenkpapier eingewickelt und verkauft wurde. In den Supermärkten sind die Schlangen so lang, dass sie in verschiedene Zeitzonen eingeteilt werden. Zu viele Käufer jagen zwischen Regalen und Kassen nach Beute. Sie alle wissen, dass um 14 Uhr die Läden schließen - für ganze zwei Tage. Wer dann nicht mit ausreichend Lebensmitteln eingedeckt ist, muss elend verhungern oder an der Tankstelle einkaufen gehen.

Nachdem die Käufer Beute geschlagen haben, machen sie sich auf den Weg zu ihrer Sippe. In diesen Tagen widmen sich alle dem Familienleben. Die Menschen möchten die Feiertage verbringen mit einem lieben Partner, braven Kindern und guten, großzügigen Eltern. Leider müssen sie Weihnachten mit ihrer eigenen Familie feiern und damit ist das ganze Fest versaut. Spätestens am zweiten Weihnachtsfeiertag stellen die meisten fest, dass sie den Ehepartner nicht leiden können, dass die unerzogenen Wänster nicht die eigenen sein können und dass die Schwiegereltern Dämonen aus der Hölle sind.

Das alles sollte uns aber nicht entmutigen. Weihnachten ist ein schönes Fest. Man kann fressen bis die Hose kracht, Glühwein trinken bis der Arzt kommt und Park-Enten mit den letzten versteinerten Lebkuchen bewerfen. Wenn man einfach nur die Zeit genießt, ohne sich zu fragen, wie man sie noch besser nutzen könnte, dann wird es eine schöne Zeit. Hoffentlich ...


Frohes Fest!


31. Dezember 2002
Silvester

Endlich ist das Jahr vorbei. Für die meisten Menschen ist das Grund genug, es mal richtig krachen zu lassen. Doch richtige Erwachsene verschwenden kein Geld für Knaller und Raketen. Es ist doch kindisch, Feuerwerk anzuzünden und sich daran zu erfreuen, dass es brennt und kracht. Wer nicht so naiv feiern möchte, begeistert sich mit Polonaise, Bleigießen oder anderen heidnischen Bräuchen. Das hat Stil und wirkt sehr gescheit.

Aber ganz egal, wie man die Zeit bis Mitternacht totschlägt, Schlag zwölf freuen sich alle wie die Schneekönige über ein neues Jahr. Es ist nicht anzunehmen, dass sich das Jahr auch auf die Menschen freut, aber wen interessiert das. Als dann:

Guten Rutsch!


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