Einführung

Ruhe im Klassenzimmer! Wenn ich noch einen Mucks höre, machen wir heute länger!

In der Griesgramschule werdet Ihr in drei Lektionen lernen, wie sich ein echter Griesgram verhält. Der dritten Lektion folgt ein Test. Alle, die den Test bestehen, bekommen den Griesgram-Schein und dürfen sich offiziell Griesgram nennen.

 

Definition Griesgram

Ein Griesgram ist ein Lebewesen, das in jeder Situation etwas Negatives findet und sich intensiv darüber ärgert, so dass auch die Umwelt von seinem Missmut erfährt. Ein professioneller Griesgram ist auch in der Lage, seine üble Laune auf andere Lebewesen zu übertragen.

 

Lektion 1

1.1. Keine Fröhlichkeit

Als erstes, gewöhnt Ihr Euch die gute Laune ab. Das ist einfach, heutzutage gibt es nichts mehr zu lachen! Seid Ihr gefährdet glücklich zu sein, bedenkt:

  1. Man hat viel zu selten Grund zur Freude.

  2. Andere haben immer nur Glück. Da soll ich mich über ein einziges Mal freuen?

  3. Wenn etwas gut ist, dann hält es sowieso nie lange an.

Diese Gedanken bringen Euer endorphinverseuchtes Hirn wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

 

1.2. Immer wieder ärgern

Die zweite Grundlage des Griesgram-Lebens ist der Ärger. Der Griesgram ärgert sich den ganzen Tag über all die Dinge, die einem schlechte Laune bereiten können. Ein Grund sich zu ärgern findet sich immer.

Beispiel: möglicher Ärger im Supermarkt

  1. Du hast keinen Euro für den Einkaufswagen
  2. Die Wagen sind total verkeilt.
  3. Alle anderen sind nur im Weg, die Gänge sind zu eng.
  4. Alle Produkte sind zu teuer oder erfüllen nicht deine Ansprüche.
  5. An der Kasse ist eine lange Schlange.
  6. Der Einkäufer vor Dir kauft so viel, als würde er für einen Atomkrieg hamstern. Natürlich lässt Dich dieser arrogante Sack nicht vor.
  7. Du wirst ständig von Versagern gebeten, sie vorzulassen.
  8. Bevor Du an der Reihe bist, muss die Kassenrolle gewechselt werden.
  9. Eine Oma sucht ewig nach Kleingeld und zahlt dann doch mit EC-Karte.
  10. Du willst passend zahlen, nach ewigem Suchen fehlt Dir doch ein Cent.

Schon einer dieser Punkte reicht aus, um sich maßlos darüber zu ärgern.


 

 

Aufgabe:
Schreibt 5 Punkte auf, über die Ihr Euch bei einem alltäglichen Vorgang ärgern könnt. Solltet Ihr Anfangsschwierigkeiten haben, orientiert Euch an Murphys Gesetz. (Verweis: Murphys Gesetz)

 

Zusammenfassung:

Es gibt keinen Grund sich zu freuen. Wenn etwas Gutes passiert, seht es als selbstverständlich an. Es gibt genügend Gründe sich zu ärgern, immer geht alles schief.

 

Hinweis: Missverständnisse

Viele Menschen glauben von uns Griesgramen, dass wir uns über das freuen, was andere nicht mögen: Alles was widerlich, schmutzig und matschig ist oder trübe, triste Regen- und Nebeltage.

In Wirklichkeit freuen wir uns über gar nichts. Ein Griesgram ist immer missmutig und kann sich genauso über das ärgern, was alle anderen auch aufregt. Allerdings verschafft es uns Genugtuung, wenn sich andere Menschen ärgern. Dann fühlen wir uns bestätigt.

 

Lektion 2

2.1. Nörgeln

Ein Griesgram beschränkt sich nicht darauf, sich über alles zu ärgern. Seinen Ärger teilt er auch jedem mit. Dieses Nörgeln bringt dem Griesgram Genugtuung und befriedigt ihn. Doch auch das Nörgeln muss man erst erlernen.

 

2.2. Wortwahl

Für jeden Begriff gibt es auch ein abwertendes Wort, benutzt soviele abwertende Worte wie möglich. Dadurch wird die Sprache interessanter und ausdrucksstärker. Hier einige Beispiele:

Mann:
Arsch, Hirni, Blödmann, Proll, Assi

Frau:
Vettel, Weib, Schlampe, Besen

(Man kann den Menschen auch Tierbezeichnungen geben:
dumme Kuh, blöde Gans, alte Zicke, blöder Affe, alte Sau.)

Tiere:
Viehzeug

Hund:
Köter, Töle, Kläffer

Pflanzen:
Gestrüpp, Unkraut

sterben:
verrecken, den Arsch zukneifen, in die Grube fahren

Ihr müsst Euch direkt und unverblümt ausdrücken, meidet Worte wie vielleicht, möglicher Weise oder eigentlich. Feinfühligkeit kann sich ein Griesgram nicht erlauben, er ist ruppig und grob.

 

2.3. Sprechen

Die Sprache ist mehr, als das benutzen der Worte. Auch die Art des Sprechens sagt viel über den Schwätzer aus.
Die Lautstärke beim nörgeln kann abwechselnd geändert werden. Zwischen leisem Brabbeln und lautem Zetern ist alles erlaubt. Wenn Ihr andere Menschen direkt ansprecht, sprecht so leise, dass Ihr nur schwer zu verstehen seid oder schreit Euer Gegenüber laut und böse an.

Sprecht nicht zu deutlich. Leichtes Nuscheln beweist Gleichgültigkeit anderen Menschen gegenüber. Man kann auch in Satzfetzen meckern, das ist für Zuhörer sehr unangenehm.

 

2.4. Nörgeln mit Strategie

Ein Nörgler sagt immer, was ihn stört. Das heißt aber nicht, dass er es auch begründen muss. Ein Griesgram hat nicht die Aufgabe zu argumentieren.

Auch wenn der Griesgram über alle Probleme dieser Welt nörgelt, darf er keine brauchbaren Verbesserungsvorschläge machen. Ein Griesgram findet seine Erfüllung darin, die Missstände aufzudecken, nicht darin sie zu beseitigen.

Ihr dürft Euch auch nie für Streitigkeiten benutzen lassen. Wenn Ihr gegen eine Seite meckert, darf nicht der Eindruck entstehen, dass Ihr die andere unterstützt.

 

Nörgeln ist eine hohe Kunst und kann nicht an einem Tag erlernt werden. Da heißt es üben, üben, üben! Am besten lernt man es von den großen Miesepetern der Zeitgeschichte.

 

Zusammenfassung

Dem Griesgram verschafft es Befriedigung zu nörgeln. Dabei darf er keine Rücksicht auf die Menschen nehmen. Die hohe Kunst des Nörgelns ist ein schwieriger Vorgang und kann nur durch jahrelange Übung erlernt werden.

 

Hinweis: Der persönliche Stil
Ein Griesgram, der etwas auf sich hält, hat auch immer eine Marotte. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt und man kann auch mehrere Marotten entwickeln. Anfänger sollten mit etwas Einfachem beginnen. So kann ein Griesgram zum Beispiel den ganzen Tag vor sich hinbrabbeln.

Viele Griesgrame haben auch eine Neurose. Das ist eine krankhafte Verhaltensanomalie mit seelischen Ausnahmezuständen. Auch hier ist die Auswahl groß.

Eine panische Berührungsangst ist immer wieder schön und zeigt auch den Ekel des Griesgrams vor seinen Mitmenschen.

Minderwertigkeitskomplexe sind völlig ungeeignet. Der Griesgram muss wissen, das alle anderen Menschen nur dummer Pöbel sind und er über ihnen steht.

 

Lektion 3

3.1. Wahre Griesgrämigkeit

Um offiziell als Griesgram anerkannt zu werden, reicht es nicht nur schlechte Laune zu haben. Ein Griesgram überträgt seine schlechte auch auf andere. Wo ein Griesgram ist, darf niemand glücklich und gut gelaunt sein.

Dieser Erfolg stellt sich am schnellsten ein, wenn der Griesgram zu seinen Mitmenschen grob und unwirsch ist. Erste Grundlagen dafür wurden schon in Lektion 2 vermittelt:

- abwertend, direkt und unverblümt sprechen
- die Menschen anschreien oder nuscheln
- Marotten und Neurosen entwickeln

 

Doch ein anerkannter Griesgram zeigt den Menschen, dass er sie verachtet. Auch Menschenverachtung kann man lernen. Beginnt einfach mit den Schwachen in der Gesellschaft: Minderheiten, Frauen, Kinder, Dicke und Alte.

Findet Schwächen und Fehler an Euren Hasszielen. Denkt dabei daran, dass Ihr besser seid. Betrachtet sie als Unwürdige, die Euch nur Probleme bereiten und Euer Leben stören. Sie sind die Ursache all Eurer Probleme.

Zeigt diesen Versagern, was ihr von ihnen denkt. Lasst sie merken, wie minderwertig sie sind.

 

Aufgabe:
Lest das Buch oder seht einen Film nach dem Buch "Scrooge - Eine Weihnachtsgeschichte" von Charles Dickens. Notiert Euch, wie Ebeneezer Scrooge seinen Mitmenschen zeigt, dass sie nur faules und dummes Pack sind.

 

Damit das Nörgeln richtig wirken kann, müssen die Menschen auch merken, dass sie minderwertig sind und der Griesgram über Ihnen steht. Deshalb muss der Griesgram gebildet sein und stets die nötige Distanz zum Pöbel bewahren. Gewalt ist nicht das richtige Mittel, um die eigene Überlegenheit zu beweisen. Vielmehr arbeitet der Griesgram mit subtilem Spott und gezielter Schikane.

 

3.2. Menschenverachtung für Fortgeschrittene

Ein Griesgram mit Spitzenrang hat keine Angst, auch größere und stärkere Menschen zu beleidigen und zu demütigen. Wenn diese dann beabsichtigen den Griesgram windelweich zu schlagen, ist es durchaus erlaubt, sich aus der Affäre zu ziehen.

 

Aufgabe:
Seht den Film "Besser gehts nicht" mit Jack Nicholson und Helen Hunt. Notiert Euch, wie Melvin den Menschen zeigt, dass er sie verachtet.

 

Zusammenfassung

Ein Griesgram verachtet die Menschen und zeigt es Ihnen auch. Dabei beweist er ihnen, dass er überlegen ist.

 

Hinweis: Grinsen
Ein altes Sprichwort des Noxeriums sagt: "Ein Mensch grinst entweder, weil er mehr weiß als die anderen, oder weil er gar nichts weiß."

Mit einem dämonischen Grinsen zeigt der geübte Griesgram den Menschen seine Überlegenheit und Geringschätzung. Dieses Grinsen ist die wohl schwierigste Übung und bleibt den Profis vorbehalten, denn die meisten Grinser sehen nicht aus wie ein finsteres Wesen, sondern wie ein dummes Honigkuchenpferd.